Sich jung fühlen – mitten im Leben
Lebendigkeit neu deuten – jenseits von Altersbildern
Zwischen Außenbild und innerem Erleben
Immer wieder höre ich von Frauen Sätze wie:
„Ich bin Mitte 50, aber ich fühle mich gar nicht so.“
Für mich drückt sich darin eine innere Spannung aus – zwischen dem, was von außen sichtbar ist, und dem, was wir in uns wahrnehmen. Zwischen gesellschaftlichen Vorstellungen vom Älterwerden und der eigenen gelebten Wirklichkeit.
Ich kenne diese Spannung gut – und ich sehe darin keine Störung, sondern eine Einladung. Eine Einladung, genauer hinzuschauen:
Wie fühlt sich mein Leben gerade an?
Was ist in mir lebendig, neugierig, offen?
Welche Bilder von mir selbst tragen mich – und welche engen mich ein?
Der Wandel als innerer Raum
Die Wechseljahre markieren für viele Frauen nicht nur eine körperliche Umbruchphase, sondern auch einen seelischen Übergang. Vieles wird fraglich: Rollen, Routinen, Erwartungen – auch das eigene Selbstbild. Alte Antworten greifen nicht mehr. Neue Fragen tauchen auf.
Doch gerade in dieser Unsicherheit liegt ein Raum der Möglichkeit. Wenn ich zulasse, dass sich mein Blick verändert – auf mich, auf mein Leben, auf das, was ich will oder nicht mehr will –, dann entsteht darin etwas Kostbares: eine neue Form von Verbundenheit mit mir selbst.
Was viele als „sich jung fühlen“ beschreiben, wirkt auf mich wie ein anderes Wort für Lebendigkeit. Nicht im Sinne eines „Noch-nicht-alt-Seins“, sondern als gelebte Wachheit. Als Präsenz. Als ehrliches Spüren: Was stimmt für mich?
Lebendigkeit ist kein Widerspruch zum Älterwerden
Ich glaube, dass genau diese Lebensphase eine besondere Kraft freilegen kann:
Klarheit. Selbstverantwortung. Inneres Wachstum.
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke und gleichzeitig spüre, was noch in mir schlummert – an Ideen, an Sehnsüchten, an Kraft –, entsteht etwas Neues.
Nicht weil ich jünger sein will.
Sondern weil ich bewusster leben möchte.
Mit mehr Selbstfürsorge. Mit mehr Echtheit. Mit mehr Mut, mir selbst treu zu bleiben.
Vielleicht geht es also gar nicht darum, sich jung zu fühlen.
Sondern darum, sich lebendig zu fühlen – genau hier, mitten im Leben.